Plastikmüll aus dem Meer

Plastikmüll aus dem Meer
An der Nordsee gesammelter Meeresmüll

Lösungsansätze

 Plastikmüll im Meer hat vielfältige Ursachen, die von Eintrag aus offenen Müllkippen , Mülldumping, unsachgemäßem individuellen Umgang mit dem persönlichen Müll über schlechte Gesetze oder fehlende Gesetze bis hin zu Einfluss von  Naturgewalten wie Sturm, schwerem Regen, Überflutungen und Tsunamis reichen. Entsprechend vielfältig sind die Strategien und Lösungsansätze, teils zusammen mit der Industrie, teils gegen die Industrie. Unabhängig ob man grundsätzlich Plastik als Problem sieht oder nur die Verschmutzung der Umwelt durch schlechten Umgang mit Plastikmüll, bleiben bei beiden Gruppen zwei Punkte gemeinsam:
Der Schutz der Meere vor der Verschmutzung Plastikmüll und den  Folgen beginnt oft  im Binnenland und  dabei häufig bei  Einzelpersonen und Privathaushalten.



Folgende Lösungsansätze gibt es derzeit:

Reduzierung des weiteren Eintrages
a) Reduzierung des Eintrages von Plastikmüll in die Ozeane durch verbesserte Abfallwirtschaft und geänderte Gesetze. Dieser Ansatz wird von einigen großen NGOs im Rahmen ihrer poltischen Lobbyarbeit verfolgt

b) Reduzierung des Eintrages von Plastikmüll und Mikroplastik  durch Verbote oder Einwirken auf individuelles Konsumverhalten. Dieses wird, u.a. auch durch Project Blue Sea e.V.,  insbesondere bei Plastiktüten und anderem Verpackungsmaterial sowie  Mikroplastik in Reinigungsmitteln und Kosmetika verfolgt.

Herausfischen und Küstenreinigung

Die meisten in den Medien berichteten Ideen zum Herausfischen von Plastikmüll konzentrieren sich auf den optisch auffälligen treibenden Anteil, der aber nur einen geringen Anteil ausmacht. Bezüglich Plastikmüll in oberen Teilen der Wassersäule gibt es den Ansatz "Fishing for Litter". Der größte Teil des Meeresmülls lagert sich aber am Meeresgrund bis in die Tiefsee ab. Dort wird es sehr aufwändig und teuer, den Müll herauszuholen. Schwierig wird es auch mit Mikroplastik in der Wassersäule.

Weltweit werden insbesondere jährlich am International Coastal Cleanup Day im September (dritter Samstag im September) durch Freiwillige Strand- und Flussuferreinigungen und Tauchsammelaktionen durchgeführt. Manchmal als Aktionismus und reine Symptombehandlung kritisiert, sind solche Aktionen medial wie individuell immer auch Kristallisationspunkt für Berichte und Diskussionen und schaffen damit vor allem Bewusstsein für das Problem. Außerdem sind  Strand- und Flussufereinigungen etwas, woran sich viele Mitmenschen relativ einfach beteiligen können. Man mag es kritisieren, aber zumindest in weiten Teilen Europas gilt meistens: Ein gesammeltes und ordnungsgemäß entsorgtes Plastikteil wird weder durch ein Tier verschluckt werden noch kann es andersweitig ein Meereslebewesen umbringen. Zugleich liefern systematisch durchgeführte und dokumentierte Strandsammlungen wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse über Zusammensetzung, Häufigkeit und teilweise Herkunft angetriebenen Meeresmülls.
 Die OSPAR Commission, eine multinationale Organisation zuständig für den Meeresschutz im Nordostatlantik, hat dazu einen reich bebilderten Leitfaden herausgegeben:
http://www.ospar.org/documents/dbase/decrecs/agreements/10-02e_beachlitter%20guideline_english%20only.pdf


Verwertung von Meeresmüll 
Untrennbar verknüpft mit allen Formen des Herausholens ist die Frage, was dann mit dem Plastikmüll geschieht.  Plastikmüll aus dem Meer ist stark vermischt sowie oft verwittert und mit organischen Material besetzt oder verschmutzt. Das behindert  Recycling im Sinne von Gewinnung sortenreinen wiederverwendbaren Kunststoffes stark bzw. macht es sehr teuer oder unmöglich. Die erfolgversprechendsten und sich finanzierenden  Lösungsanätze konzentrieren sich daher derzeit auf die Gewinnung von verbrennbaren Kraftstoffen durch Pyrolyse oder direkte Verbrennung.

Fishing for Energy:  http://marinedebris.noaa.gov/partnerships/fishing-energy

Kanadischer Untersuchungsbereicht zur Umwandlung von Meeresmüll in Kraftstoffe 
http://www.plastics.ca/_files/file.php?fileid=newscHQNqmQsXW&filename=file_2_NR_plastics_to_oil_using_Blest_equipment_summary_Final.docx

Darüber hinaus gibt es etwas futuristisch klingende Projekte für die Nutzung des gesammelten Meeresmülls wie

- Recycled Park / Floating Park : http://recycledpark.com/floatingpark.html
- Recyled Island:  http://www.recycledisland.com/introduction.html




Bioplastik 


Sogenanntes Bioplastik ist eine weitere Handlungsoption. Der Grundgedanke ist dabei hauptsächlich, Kunststoffe mit besserer biologischer Abbaubarkeit zu schaffen und zu nutzen, also das Problem Meeresmüll über eine Verbesserung des Abbaus anzugehen. Der Begriff Bioplastik ist allerdings nicht eindeutig. Er wird nicht nur für biologisch schnell abbaubare Kunststoffe sondern auch auch für konventionelle Kunststoffe auf Basis  nachwachsender Rohstoffe verwendet. Letztere sind physikalisch und chemisch identisch mit den petrochemiebasierten Kunststoffen. Alle biobasierten Kunststoffen haben auch das gleiche Grundproblem wie Biokraftstoffe. Solange sie auf landgebundenen Pflanzen basieren, sind sie mehr oder minder Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Einen Ausweg können u.U. algenbasierte Biokunststoffe sein, hier zwei besipielhaft ausgewählte Nachrichten aus 2014 dazu:

http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Wirtschaft/Algenzucht-liefert-Rohstoff-fuer-umweltfreundlichen-Kunststoff

http://bizforward.de/consumer-trends/bio-plastik-aus-algen-die-geniale-erfindung-von-remy-lucas/

Generell ist allerdings zu sagen, dass der biologische Abbau von Kunststoffen in Salzwasser und dort vor allem in Dunkelheit und Kälte deutlich langsamer als an Land, im Sonnenlicht oder in Bioabfallhaufen abläuft. Bei konventionellen Kunststoffen liegen aus Feldforschungen und hochgerechneten Laborversuchen Abbauzeiten vor, die Jahrzehnte bis Jahrhunderte betragen. In dieser Zeit ist Bioplastikmüll bei Verschlucken oder Verstricken genauso tödlich für Meereslebewesen wie Müll aus petrochemiebasiertem Kunststoff.







1 Kommentar:

  1. Einige Organismen können Plastikmüll biotisch zersetzen: https://sensiblochamaeleon.blogspot.com/2022/06/pilze-bakterien-enzyme-mikroben-und.html . Dennoch muss die Wirtschaft gesundgeschrumpft und jegliche Produktion unnötiger und schädlicher Produkte beendet werden. #degrowth #zerowaste #Postwachtumsökonomie

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